Traumazentrierte Fachberatung,
Traumapädagogik

In den letzten Jahren wurden in der Psychotraumatologie und Hirnforschung immer deutlichere und konkretere Auswirkungen von psychischen Traumata auf die Entwicklung und das Verhalten von Kindern und Jugendlichen nachgewiesen. Insbesondere Kinder und Jugendliche, die in früher Kindheit in ihren Familien anhaltende Erfahrungen existenzbedrohender Gewalt, Vernachlässigung und Verwahrlosung erleiden mussten, sind dauerhaft von den Folgen betroffen und entwickeln nicht selten chronische Traumafolgestörungen übererregter, reinszenierender und vermeidender Art.

Unser Ziel

Die Traumapädagogik oder traumazentrierte Beratung gibt uns Möglichkeiten zur Unterstützung bei der Korrektur negativer Selbstbilder und Verhaltensweisen. Des Weiteren ist es eine Orientierungshilfe für eine selbstbestimmte Zukunft. Unsere pädagogischen Interventionen unterstützen traumatisierte Kinder, Jugendliche und Betreuungspersonen psychisch und sozial. Wir fördern ihre Eigeninitiative und heben ihre Isolation auf. Unser Ziel ist der Aufbau von Selbstkontrolle und die kognitive Umwertung des Erlebten durch Biographiearbeit und mentale Erörterung von bisherigen Bindungserfahrungen und -modellen. Innere und äußere Sicherheit bedeutet Schutz vor erneuten Traumatisierungen.

Die Zielgruppe

„Ein Trauma ist überwältigend, lebensgefährlich, über alle Maßen erschreckend, etwas, das man eigentlich nicht verkraften kann, ein Ereignis außerhalb dessen, was der Mensch sonst kennt, verbunden mit der Überzeugung, dass man es nie verwindet, so schlimm, dass man nachher denkt, das könne nicht passiert sein, mit enormen seelischen und/oder körperlichen Schmerzen verbunden, etwas was von unserem Gehirn aufgesplittert oder ganz verdrängt wird“ (M. Huber 2003, S. 38).

Wir helfen Kindern und Jugendlichen, die ein solches Trauma erlitten haben.

UNSERE VORGEHENSWEISE

Drei-Phasen-Modell traumazentrierter Beratung und Therapie nach Fischer und Riedesser

Die drei Phasen der Beratung:

  • Orientierung und Stabilisierung

  • Traumabe- und -verarbeitung

  • Integration und Neuorientierung

Traumatisierte Kinder und Jugendliche leiden unter nicht kontrollierbaren Erinnerungen (Flashbacks). Sie übertragen traumatische Bindungserfahrungen und reinszenieren ihre traumatischen Erlebnisse. Was sie vor allem brauchen, sind Halt gebende Strukturen (ein verlässlicher Betreuungsrahmen, der transparent, vorhersehbar und ohne Willkür ist, Tages- und Wochenpläne) sowie innere und äußere Sicherheit (sichere Wohnumgebung, keine Täterkontakte, klare Grenzen, Stopps und Standards bzgl. Gewalt).

Sicherheit wird wesentlich durch Verlässlichkeit und durch Einhalten von Vereinbarungen, Versprechungen oder angekündigten Konsequenzen geschaffen. Sie bedeutet auch: keine weiteren Wechsel oder Veränderungen, keine weiteren Belastungen oder Verunsicherungen. Von großer Bedeutung ist auch die Kontrollierbarkeit. Traumatisierte Kinder und Jugendliche waren in der Regel ihren belastenden Erlebnissen hilf- und schutzlos ausgeliefert, sie empfanden eine grenzenlose Ohnmacht. Ereignisse wieder kontrollieren oder vorhersehen zu können, ist eine wesentliche Grundlage ihrer inneren Stabilität.

Grundlage unserer Arbeit ist daher

  • eine Halt gebende Beziehung zu einem Erwachsenen und die Entwicklung selbstschützender Bindungsmodelle
  • Unterstützung bei der Bearbeitung der eigenen Lebensgeschichte, die Möglichkeit der Realitätsanerkennung
  • Entwicklung von Körpergewahrsein, Selbstfürsorge, Selbsttrost; Gefühle regulieren zu können, Selbstwirksamkeit, Achtsamkeit, Vorstellung vom „sicheren inneren Ort“ fördern
  • Eigenverantwortung und Selbsthilfe fördern: Schatzkiste, Notfallbox
  • Entwicklungsmöglichkeiten, reale Bildungschancen
  • Ressourcenorientierung: Stärken erfragen, Erfolgserlebnisse auf- und ausbauen, „gute Filme“ entwerfen einschließlich Zukunftsvorstellungen
  • Korrektur von selbst- und fremdschädigendem Geschlechtsrollenverständnis
  • Identifizieren und Minimieren von Triggern